Die von der Bundesregierung angestrebte Kindergrundsicherung muss schnell kommen, das fordert die Bertelsmann-Stiftung bei der Vorlage ihrer Studie Kinderarmut 2022. Die Bundesregierung hatte dafür bereits die Eckpunkte vorgelegt und angekündigt, dass Familien und ihre Kinder davon ab 2025 profitieren sollten. Staatliche Leistungen für Kinder – Kindergeld, Kinderzuschlag, Leistungen für Kinder im Bürgergeldbezug, Zuschüsse für Schul- und Freizeitaktivitäten oder steuerliche Kinderfreibeträge – sollen darin zusammengefasst und unbürokratisch ausgezahlt werden. Erst am Mittwoch hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag die Kindergrundsicherung als ein „großes Vorhaben der Bundesregierung“ bezeichnet.
Fast 2,9 Millionen Mädchen und Jungen sind betroffen, zeigt eine Analyse der Bertelsmann-Stiftung. Mehrere Verbände kritisieren politische Ignoranz und fordern, die Grundsicherung sofort anzuheben.
Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband zum Beispiel fordert eine sofortige Anhebung der Grundsicherungsleistungen um mindestens 200 Euro im Monat. „Kinderarmut ist kein Schicksal, sondern Resultat jahrzehntelanger politischer Unterlassungen“, kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider. Der Politik warf er armutspolitische Ignoranz vor.
Das Deutsche Kinderhilfswerk mahnte, einerseits die materielle Absicherung von Kindern und ihren Familien in den Blick zu nehmen, andererseits aber auch ihre Versorgung in den Bereichen Gesundheit, Mobilität, Freizeit und soziale Teilhabe. „Die notwendigen finanziellen Mittel müssen schon jetzt in den Finanzplanungen des Bundes berücksichtigt werden“, sagte Geschäftsführer Holger Hofmann.